Kultur bewohnt - Une culture vivante 1/2018

Amt für Kultur des Kantons Bern / Office de la Culture du canton de Berne

https://www.youtube.com/watch?v=sxesJegb14A


In mitten von Reben und Gärten liess das Inselspital um 1790 anstelle eines älteren Gebäudes ein grosses, freistehendes Bauernhaus errichten. Es diente dem landwirtschaftlichen Betrieb und der Unterbringung von Rebleuten, vielleicht auch zum Sommeraufenthalt für seine Besitzer. Der Bau ist sehr solide gebaut und in seiner Art bemerkenswert: ein Putzbau, errichtet aus ungewöhnlich grossen Muschelkalksandstein-Blöcken aus der Region, im Stil des unprätentiösen Klassizismus auf dem Land mit klaren Formen und gepflegten Einzelheiten.

In den letzten nahezu 100 Jahren war das Haus unbewohnt. Die ehemalige Eigentümerschaft fand lediglich noch die Verwendung als Abstellraum. Das Dach wurde jährlich kontrolliert und minimal repariert, dadurch blieb die Tragkonstruktion weitgehend intakt. Das Bruchstein-Mauerwerk der Fassaden und Innenwände erodierten zum Teil stark, und wiesen zunehmend Bewegungsrisse auf. Fenster, Dielenholz und fast alle Elemente des Ausbaus waren im Laufe der Jahrzehnte verschwunden.

Mit der Sanierung von Oktober 2010 bis November 2011 wurde das Gebäude vor weiterem Zerfall gerettet. Nach der Stabilisierung und Renovation der Grundsubstanz wurden Fassaden und Dach saniert. Mit Unterstützung der kantonalen Denkmalpflege wurden die ursprünglich bei der Errichtung angewandten Bautechniken eingesetzt; Sumpfkalkmörtel für Mauerwerk und Verputze innen und aussen, Massivholz, Verzierungen mit altem Werkzeug aus dem Fundus der Denkmalpflege. Doch die neuen Elemente wurden in heutiger Sprache realisiert, und deren Synthese mit der geschützten, historischen Substanz stellte die hauptsächliche Herausforderung dar.

Innen wurde entsprechend der ursprünglichen Teilung der ehemalige Wohnteil (Süd) wieder ausgebaut, und die nördliche Hälfte sowie der Dachraum unbeheizt saniert. Die einzige Erweiterung des Wohnteils wurde durch den Einbezug des vorhandenen Remise-Flügels auf der Westseite realisiert: hier waren denn auch geschosshohe und grossflächige Fassadenverglasungen möglich. Wie beim ganzen Haus, wurde auch hier das Dach als Kaltdach belassen. Der neue, beheizte Raum ist als konstruktiv autonomer, modern gestalteter Kubus unter den Dachflügel geschoben. Bewegliche Holzlamellen (südseitig schiebbar, nordseitig drehbar) bilden regulierbare Sicht- und Sonnenschutzfilter.

Im bestehenden Mauerwerk wurden einzig zwei neue Durchbrüche geschaffen, und zwei Türöffnungen verbreitert. Beim Holzbau mussten alte Tragbalken im Ökonomieteil ersetzt werden, die alten wurden aufgesägt und für den Innenausbau wiederverwendet. Weitestgehender Verzicht auf geklebte bzw. verleimte Materialien, sowie kunststoffvergütete Verputze oder Oberflächen- bzw. Holzbehandlungen. Massive Holzriemenböden Tanne / Apfel / Birne / Eiche, 3 – 6 cm dick, unbehandelt. Oberflächenbehandlung Mauerwerk: Naturkalk. Dämmungen in Isofloc (20 - 26cm) und Steinwolle.

Neuer Unterlagsboden im Wohnbereich /Küche: rein kalkgebunden (10cm, mit Bodenheizung), mit Ziegelschrot durchsetzt, einmalige Behandlung mit Leinöl. Fenster in Eiche massiv, unbehandelt. Küche: Arbeitsfläche Eiche massiv 8cm dick. Heizung: Stückholz-Zentralheizung.

Adäquat zur bestehenden Grundsubstanz gewählte Materialien und Techniken haben einen grösseren Substanzerhalt erlaubt und sich schliesslich auch positiv auf die Kosten ausgewirkt.