Fortschrittlicher Holzbau im Kontext der traditionellen Riegelbauten Holzbau kann Verschiedenes: zum Beispiel in moderner Formensprache kontrastieren oder sich als Chalet tarnen. Mit dem vorliegenden Projekt wurde ein vermittelnder Dialog zwischen den Epochen regionaler Baukultur versucht. Dem Entwurf lag seit den ersten Entwurfsskizzen der Wunsch der Bauherrschaft zu Grunde, mit der Gestaltung von Bauvolumen und Gebäudehülle gewisse regionale Bezüge herzustellen, bzw. typische Elemente der lokalen, traditionellen Holzriegelbauten zu re-interpretieren, und dadurch das Haus im übergeordneten Kontext der typischen Altbauten zu verankern. Dies motivierte uns Architekten und Ingenieure für die Suche nach Ausdrucksformen ausserhalb der gängigen Auswahl, welche nebst der angestrebten morphologischen Anlehnung auch auf aktuellen Konstruktionsmethoden gründet und so vernakuläre Holzbautradition unter Anwendung neuer Fügungstechniken ins Heute fortschreibt. Durch die Wahl zweier aneinander gefügter, einfacher Baukörper mit Satteldach wird eine traditionelle Grundform angewendet: das pragmatische Aneinanderreihen dieses Typus hat die Gegend vom Bauernhaus bis hin zum Dorfkern konstituiert. Der zweite Bezug entsteht durch die Sichtbarmachung von hölzerner Tragstruktur, in Anlehnung an die traditionellen Fachwerk-Fassaden. Die Referenz wird jedoch nicht als plakative Verblendung aufgebracht, sondern mit tatsächlicher Tragstruktur gebildet, welche in fortschrittlicher Ingenieurbauweise ausgeführt ist. Die beiden Hausvolumen unterscheiden sich in der konstruktiven Ausformulierung der Elemente: das niederere Haus hat grosse Vordächer und aussenliegende Tragstrukturen (primäre & sekundäre), während das höhere aber schmälere Volumen eine glatt durchlaufende Aussenhaut besitzt und die Tragstruktur hinter grosszügigen Verglasungen sichtbar werden lässt. Nach denselben Prinzipien sind auch die Flächenverschalungen in Holz differenziert, sowie die Ausbildung der Öffnungen. Das Holz der Gebäudehülle ist gestrichen, wie bei den meisten alten Häusern der Region. Rein mineralische Dickschichtlasuren auf den Verschalungen und Ölfarbe auf tragenden Elementen; eine Wiederaufnahme von Jahrhunderte bewährten Naturbaustoffen. Das Projekt zeigt, dass Holzbau über die ihm zugeschriebenen, paradigmatischen Stilrichtungen hinaus gehen kann und vielfältiges Ausdruckspotential hat. Auch die Holzingenieur – Disziplin kann im unspektakulären Bauen zu immer wieder neuer Ästhetik inspirieren: nicht nur beim Bau von Brücken und Hallendächern, sondern auch bei einer «Twin-face»-Fassade oder beim Detail einer profanen Laubenaufhängung.